Den Stecker, den Dylan einst für eine ganze Generation in die Dose gesteckt hat, zieht Anika kurzerhand wieder heraus. Auf ihrem selbstbetitelten Debüt hat sich die Deutsch-Britin neben zwei eigenen Songs eine Handvoll Coverversionen vorgeknöpft. Und trägt sie in einer derart entrückten, entschleunigten und entfremdeten Weise vor, dass man sie kaum wieder erkennt. Mit Dylans Anti-Kriegssong „Masters of Wars“, Yoko Onos „Yang Yang“, Twinkles „Terry“, Greta Anns „Sadness Hides the Sun“, Skeeter Davis' „The End Of The World“ und The Kinks' „I Go To Sleep“ hat sich Anika zwar auf 60er-Material festgelegt. Allerdings verpasst sie den Stücken ein reduziertes Post-Punk-Gewand, das die Songs direkt in die 80er verfrachtet – und zwar im Tiefkühlcontainer. Anikas Gesang gemahnt in seiner nihilistischen Unterkühltheit schwerstens an Nico und scheint begleitet von Jesus & Mary Chain – nach exzessivem Benzodiazepin-Konsum. Tatsächlich aber zeichnen sich Geoff Barrow (Portishead) und seine Mitstreiter von Beak> dafür verantwortlich, Anikas Stimme mit vor sich hinrumpelnden minimalistischen Sounds zu unterlegen. Auch wenn sich Gesang und jede einzelne Instrumentalspur ihren eigenen Weg durch den Schnee zu bahnen scheinen: die Summe der einzelnen Teile ergibt ein großartiges Ganzes, das im Fluchtpunkt des fernen Horizonts zusammenläuft. Ein schlichtweg famoses Album, das Anika und Co. im Mai erstmals live bei uns vorstellen – präsentiert von POP FRONTAL!