„Was bleibt mir anderes übrig / als mit meiner Armut anzugeben“, schreit Sänger Timm Völker aus vollem Hals und haut seine stinksaure Gitarre drunter. 206, eine dreiköpfige Band aus Halle, liefert mit ihrem Debütalbum „Republik der Heiserkeit“ nicht nur eines der besten Rockalben des jungen Jahres, sondern auch eine der erbittertsten, eindrücklichsten und – wenn es nicht so verteufelt nach Peter Maffay klingen würde, müsste man hinzufügen – ehrlichsten Bestandsaufnahmen deutscher Diskursmusik. Es ist das derzeit bedächtigste all der kampfeslustigen Angebote im hiesigen Gitarrenrock: 14 analoge Stücke in Moll, 14 basslastige Zustandsbeschreibungen sozialer Zustände, 14 Mal ausdrucksstarke Prosa gegen Lounges, Nazis, Geschichtsvergessenheit, all so was. Musikalisch irgendwo zwischen Von Spar und Mediengruppe Telekommander, Fehlfarben, Palais Schaumburg oder den Goldenen Zitronen, teilen sie auch deren inhaltliche Ausrichtung entlang von Konsumkritik und Klassenkampf, ergehen sich dabei aber nie in Poesie und Parolen. Das hat es seit den ersten beiden Alben der Flensburger Punkrocker Turbostaat vor zehn Jahren nicht mehr gegeben. Wütend „wie zerrissene Jeans“ kanzelt es die „Süddeutsche“ ab. Wir nennen es: so wütend, wie es die Zeit zulässt. Sehr wütend. Wütend genug.