Der vermutlich einflussreichste und noch (im Gegensatz etwa zu Jimi Hendrix) lebende Guitar Hero Jeff Beck hat nie einen Hehl daraus gemacht, wen er selbst verehrt und von wem er beeinflusst war. 1993 hatte diese sympathische Haltung bereits das Album „Crazy Legs“ hervorgebracht, das im Subtitle „Honoring Gene Vincent or rather Cliff Gallup“ hätte heißen können. Den großen Les Paul hat Becko bereits in den Achtzigern kennengelernt und bezeichnete ihn stets als Freund und Inspiration. Der 2009 verstorbene Les, als Lester William Polsfuss geboren, wäre im Juni 2010 95 Jahre alt geworden. Das letzte Jeff Beck-Album „Jeff Beck – Rock 'n Roll Party (Honoring Les Paul)“ wurde anlässlich eines speziellen Tribute-Konzertes im New Yorker Iridium Club aufgenommen, in dem Les Paul 14 Jahre lang bis zu seinem Tod allmontäglich aufgetreten war. Diese tiefe Verbeugung ist aber zu keiner langweilig-pietätvollen Angelegenheit geworden, sondern atmet tatsächlich Party-Flair. Da zu jedem guten Fest spezielle Gäste gehören, fiel in diesem Fall die Gästeliste gigantisch aus: Jeff wird begleitet von der Imelda May (Imelda Mary Higham; einer irische Sängerin, deren Neo-Rockabilly sie für diese Show prädestinierte), von ihrem Mann Darrel Higham (guit, voc) und Becks aktuellem Keyboarder Jason Rebello (keyb). Gastauftritte haben Brian Setzer (guit, voc), Urgestein Gray U.S. Bonds sowie Trombone Shorty. Diese illustre Truppe rockt sich durch ein apartes Set, das mal ganz sicher auch Les Paul und Gattin Mary Ford zugesagt hätte: Das geht von großem „DooWop“-Kino (z.B. „Cruisin'“ oder dem von himmlischen Posaunen- und Beck-Soli gezierten „Rocking Is Our Business“), über immergrüne Gute-Laune-Nummern („How High The Moon“, „Sitting On Top Of The World“ in Andrews Sisters-Arrangements), über zeitgenössische Gitarren-Showpieces wie „Apache“ (Beck = Twang-Gott) und Mancinis „Peter Gunn“ bis hin zu zeitlosen Klopfern wie Farinas „New Orleans“ (gesungen von Bonds) und „Double Talkin' Baby (natürlich mit Brian Setzer, von dessen Straycats heutige Kids den Song eher kennen). Bei „Sleep Walk“ scheinen die Cowboy Junkies nicht allzu weit. Und beim sanfteren „Vaya Con Dios“ darf sogar mal gewalzt werden. Ansonsten gibt es wenig Atempausen bei dieser wunderbaren Würdigung von einem der Großen an einen der Großen. Erscheint auf Eagle Rock auch als DVD und Blu-Ray.
Maestro Beck kommt im Juni zu nur zwei Live Dates nach Dresden und Hamburg, wobei auch „Iridium“-Material zu Gehör gebracht werden soll – better be there!