Der Wind streicht ums Haus, drängt sich in Ritzen und gegen Fensterläden. In der Ferne jault ein Hund. Eine schwarze Katze, nicht mehr als ein Schatten, huscht von links nach rechts durch die Dunkelheit. Als wären sie lebendig, tanzen die Vorhänge an der Wand entlang durchs Schlafzimmer. Und irgendwo ist da so ein Pfeifen. Draußen? Drinnen! Unterm Dach. Vielleicht auch im Keller. Hinter dem Vorhang. Unter dem Bett. Am linken Ohrläppchen. Ganz nah! Auf ihrem neuen Album „Miss You In The Days“ kreieren The Miserable Rich aus dem beschaulichen Brighton eine geisterhafte Stimmung: Je nach Laune lauert hinter ihrer poppig angehauchten Kammer-Musik aus sägenden Streichern, wispernden Chören, sich anpirschendem Schlagzeug, melancholischem Klavierspiel und dem sehnsuchtsvollen Gesang James de Malplaquets ein böser Poltergeist oder das nette Schlossgespenst. Die Atmosphäre kommt natürlich nicht von ungefähr. Für die Aufnahmen verzogen sich die Jungs in ein englisches Spuk-Anwesen, in dem unter anderem der Geist einer geköpften Monarchen-Gattin ihr Unwesen treiben soll. „Unheimlich, aber sexy“, bezeichnet die Kombo ihre neuen Tracks selbst. „Unheimlich sexy“ würde es noch besser treffen.