Hamburg oder Berlin? Berlin oder Hamburg? „Beides nett, Duisburg auch“, so einst der Schlichtungsversuch von Gisbert zu Knyphausen, der ursprünglich aus einem 3.600-Seelen-Dorf im hessischen Rheingau stammt. Der Freiherr hat die Sympathien auf seine Art verteilt – und erst in der einen, dann in der anderen Stadt gelebt. Doch bevor der Songwriter 2010 in die Hauptstadt türmte, hat er sich sein schönstes Andenken an die Elbheimat selbst beschert: „Kräne“ von seinem letzten Album „Hurra! Hurra! So nicht“ ist eine knyphaus'sche Schauer-Ballade über den Hamburger Hafen. Und gleichzeitig der beste Song, den der heute 32-Jährige in den gerade mal vier Jahren seines Indie-Ruhms geschrieben hat. Trotz des Erfolgs, der gut gefüllten, ja ausverkauften Konzerte und all der begeisterten Kritikerstimmen ist Gisbert zu Knyphausen der sympathische Kauz geblieben, der er immer schon war. In seinen Songs kehrt er sein Innerstes nach Außen, schimpft bis zur Erschöpfung auf diese verdammte Melancholie und leidet bis zum Herzstillstand. In den Pausen auf der Bühne ist er mehr der Typ introvertierter Schmunzelbär – etwas tapsig, leicht verpeilt, aber dafür unheimlich gutmütig.