Hauptberuflich ist Tim Kasher Geschichtenerzähler. Egal, ob mit seiner Indie-Schrammel-Kombo Cursive, dem folkigeren Projekt The Good Life oder solo: Der Mann aus Omaha lässt seine Fantasie Epen über kaputte Liebe und lodernden Hass, aufreibende Leidenschaft und schrecklichen Wahnsinn spinnen. Handelte Cursives 2006er Werk „Happy Hollow“ von einem abgelegenen US-Dorf, in dem sich allerhand Seltsamkeiten zutrugen, ist „I Am Gemini“, das jüngste Werk des Kasher-Trupps, erneut ein Konzeptalbum der finsteren Sorte geworden. Im Mittelpunkt stehen hier die Zwillinge Cassius und Pollock, zwei Brüder – einer gut, einer böse. Klar, dass so eine Geschichte nicht gut ausgehen kann. Tim Kasher ist schließlich nicht Walt Disney! Der Meister der Gitarren-Dramen selbst hält seine jüngsten Ergüsse für ziemlich „merkwürdig“. Wild, chaotisch, brachial, verstörend, zerfahren, eindringlich könnte man sie auch nennen. Ähnlich wie die Auftritte der Band: Auf der Bühne singt Kasher seine Lieder nicht einfach runter – er röchelt, röhrt, schreit, leidet, wimmert. Cursive live zu sehen geht einem bis ins Mark.