Wer Jay Brannan lieben lernen will, der muss ein bisschen Kitsch schon abkönnen. Der muss auf die ganz großen Dramen stehen. In seinen Songs, die sich musikalisch irgendwo zwischen reduziertem Hollywood-Pop und überladenem Folk bewegen, klotzt der 30-Jährige mit Schmusestimme, Schmerzenstexten, Streichern und schmeißt nur so mit Emotionen um sich. Manchmal würde man die Stücke gerne am Schlafittchen packen und so lange schütteln, bis alles Überflüssige, alles Überproduzierte herausfällt. Denn – da gibt es keinen Zweifel – im Grunde ist Brannan, der auf YouTube schon mal die Lana del Rey macht, ein talentierter Songwriter mit ordentlich Händchen für eingängige Melodien. Auf Tour ist er bevorzugt solo unterwegs. Besser ist das! Nur mit seiner Stimme und seiner Gitarre ist der gebürtige Texaner am stärksten.