Mit nur vier Live-Dates müssen deutsche Patti Smith-Fans heuer auskommen, um mit dieser (längstschonnichtmehrnur) Heiligen des Punk, dieser unverwechselbar heftigen Sängerin, genialen Songwriterin, einfühlsamen Fotografin, bewegenden Malerin und ausdrucksvollen Lyrikerin das Erscheinen ihres neuen Albums „Banga“ zu feiern. Die erste Single („April Fool“), mit keinem Geringeren als Tom Verlaine (u.a. Television) an der Gitarre, war ja bereits einige Wochen vor Album-Release als Download erhältlich. Das ganze Album ist auf eine unaufgeregte und unerschütternde Art wunderbar. Nimmt kaum Wunder, wenn man im mit prächtigen Fotos durchsetzten Booklet liest, wie es dazu kam. Im März 2009 waren Patti und Lenny (Kaye) Teil einer zehntägigen Kreuzfahrt von Jean-Luc Godard auf der MS Costa Concordia (!) und spielten einen kleinen Part (sich selbst) im hier entstehenden „Film Socialisme“ (2010). Hier entstand beispielsweise der stille, innige Track „Seneca“. Andere Kompositionen gehen bis auf's Jahr 2008 zurück. „April Fool“, „Tarkovsky“ und „Banga“ beziehen ihre Inspiration von einer Konzertreise nach Russland inklusive der Auseinandersetzung mit dem Regisseur Andrei Tarkovsky sowie den Schriftstellern Gogol und Michail Bulgakow („The Master and Marguerita“). Ein weiterer Song („Fuji-San“) beschäftigt sich mit dem Tohoku-Erdbeben in Japan. Und allem, was daraus für die Welt folgte…
Wie man das bei einem Noisenow- bzw. Berthold Seliger-Event erwarten darf, ist die Vorgruppe in Bonn natürlich nicht irgendeine Pay-to-Play-Scheußlichkeit, o.ä. Sondern schlicht ähnlich höchstklassig: Die Walkabouts aus Seattle rekrutieren schon seit 1984 Fans für ihren hinreißenden Alternative Country-Stil. Beispielsweise läuft seit 2005 in den Fernseh-Werbespots von Jack Wolfskin immer mal wieder ihr Song „Devil in the Details“ vom Album „Acetylene“ als Begleitmusik. Wer die Walkabouts in Bonn übrigens nicht zu packen bekommt: Es gibt noch mehrere weitere Stops der „Travels In The Dustland“-Tour vom 10. bis zum 18. Juli in Deutschland.