So ganz dicht sind Purity Ring, bestehend aus Sängerin Megan James und Instrumentalist Corin Roddick, nicht. In ihren Songs werden aus Liebe keine metaphorischen Herzen, sondern wild zuckende Herzmuskeln verschenkt. Da wollen sich junge Mädchen schon mal Löcher in die Augenlider bohren, um die Großmutter nach einem bösen Traum selbst im Schlaf noch sehen zu können. Und bei all dem weinen die Knochen leise wimmernd vor sich hin. Doch so groß der Horror, die Angst und diese alles verschlingende, aufopfernde Sehnsucht zwischen den Zeilen auch sein mag – die zwei Kanadier, die textlich auf die Tagebücher Megans zurückgreifen, stehen über den Dingen. Beobachtend. Wachend. Wissend. Ihr Debütalbum „Shrines“, bittersüßer Doom Pop zwischen Elektro und R&B, erzählt Gruselgeschichten für Erwachsene, die live – den Lichtinstallationen Roddicks sei Dank! – einen noch größeren Sog entwickeln. Betörend!