Eigentlich ist Lucy Rose zu süß, um wahr zu sein: winzig, zierlich, rothaarig, verkauft bei ihren Konzerten selbsgemachte Marmelade oder Teemischungen, singt hell wie ein Vogel und klammert sich auf der Bühne so fest an ihre Gitarre, als wäre sie ihr Rettungsanker – oder eine Geliebte. Auf die eine oder andere Art ist sie wohl beides. Im Teenageralter kam die Britin dem Saiteninstrument näher und lernte es lieben, wie ein Mädchen in dieser Lebensphase sonst ältere Jungs umschwärmt. Inzwischen verkleidet und stützt Lucy Rose damit ihre zarte Folk-Pop-Kompositionen, die ihren Zauber aus der zerbrechlichen Stimme der Songwriterin und aus federleichten Melodien ziehen. Manch einem mögen die Songs, die sich zwischenzeitlich 70s-Fee Joni Mitchell annähern, zu harmlos sein, zu klein, zu fein, zu süß. Live dagegen wird aus dem etwas unscheinbar wirkenden Mädchen Lucy Rose eine junge Frau mit enormem Potenzial.