Max Prosa, Wolfgang Müller, Gisbert zu Knyphausen, Philip Poisel, Felix Meyer, Moritz Krämer – die Liste der deutschen Singer/Songwriter, die in ihren Liedern die Liebe verfluchen, auf das Leben schimpfen, Herz und Kopf ausschütten, himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt sind, ist lang. Die Liste derer, die das hierzulande alles auf Englisch tun, schon deutlich kürzer. Tim Neuhaus zählt zu ihnen. „Der Gedanke, außerhalb von Deutschland verstanden zu werden, den fand ich immer reizvoll. In Schweden, Dänemark oder Finnland“, meint der musikstudierte Hagener, der seine feinfühlig arrangierten Gitarrenstücke ausschließlich in der fremden Sprache betextet und mit sanfter Stimme besingt. Und doch dauerte es eine ganze Hand voll Alben, bis Tim Neuhaus auch nur in der eigenen Heimat erhört wurde. Das mag darin liegen, dass sich die Schönheit seiner leicht verkopften Songs, oft erst beim zweiten oder dritten Durchlauf entfalten. Live dagegen erobert der Rotschopf sein Publikum im Sturm. Seine unaufdringlich-charmanten Ansagen zwischen wildem Lampenfieber und feinstem Humor soll ihm erst mal einer nachmachen.