Man muss schon ein besonders funktionsfähiges Thermostat im Inneren haben, um aus der Kälte heraus so viel Wärme zu versprühen. Seit fast zehn Jahren schon macht die Indierock-Band Portugal. The Man von Alaska aus eine Art von Sound, den man bestenfalls in den Tiefen der Britpopebene, nicht aber am Nordzipfel Amerikas vermuten würde. Man muss aber auch ein gehöriges Stück Verschrobenheit in sich tragen, um so heißen zu wollen wie John Gourleys Sextett in ständig schwankender Besetzung. Wiedererkennbar ist das nicht, eingängig schon gar nicht. Spricht nicht für wiedererkennbare eingängige Musik. Doch die will Portugal. The Man auch auf dem achten Album nicht liefern. Ein Glück. Denn „Evil Friends“ ist wie gehabt wie eh und je ein wilder Parforceritt durch die Steinbrüche von Mainstream und Alternative. Mit Gourleys Falsett werden alle Regeln des Pop außer Kraft gesetzt. Das klingt manchmal wie zugedröhnter Psychobeat wie das Titelstück, manchmal wie lebensbejahender Elektropop wie in „Modern Jesus“, manchmal wie die wiedervereinigten Oasis ohne Bass und Streit wie in „Hip Hop Kids“, aber stets überlaufend vor Kreativität und Spielwitz. Einen Quell der Inspiration, würde man das wohl in der Lyrik nennen. Im Pop ist es einfach grandioser Kuddelmuddel mit Witz und Esprit und viel Spaß am Wildern in allem, was die Instrumentenküche hergibt. Wie immer eigentlich, immer neu. Skurrile Wärme aus der Kältekammer.