Ein Blick auf's Cover des neuen Albums „Trouble Will Find Me“ lohnt sich: da steckt nämlich eine Frau ihren Kopf rücklings halb durch eine Spiegelwand und blickt uns mit einem Auge kaum spürbar, aber durchdringend an wie die Kameraüberwachung am JFK-Airport. Die Farbe ist Schwarzweiß, das Ambiente düster, der Raum fast klinisch, man fühlt sich nicht beobachtet, man fühlt sich durchdrungen, ohne zu wissen, warum. So in etwa funktioniert auch das Indierock-Quintett aus New York. „Trouble Will Find Me“ irgendwie aus dem Unsichtbaren ins Gehirn, macht sich dort breit, verschwindet wieder, hinterlässt aber Spuren wie auf einem Kontrollvideo in der Abflughalle. Und das liegt aufs Neue an Matt Berninger – dem Gründer, Kopf, Gesang von The National. Seine weiche, hintergründige Stimme, gern ehrfürchtig als Bariton umschrieben, gräbt sich Stück für Stück tiefer ins Gemüt, um nach dem 13. wie ein wohlschmeckendes Mahl in einem höchst befriedigten Magen zu hocken und dort zu bleiben, bis der Hunger wiederkehrt. Die Musik dringt um die Ecke ins Herz wie der Blick auf dem Cover, es erwischt einen beim Zuhören genau in dem Moment, da man denkt, das sei bloß eine weitere Popband mit Niveau von der Westküste. The National sind aber von Singer-Songwritern über Poptitanen bis Alternativerockern und Schnulzenschreibern alles Mögliche, nur nicht das, was zu erwarten wäre. Sondern immer ein bisschen besser.