Moritz Krämer hat eine Stimme mit solch einem Timbre, das weit mehr macht, als bloß Musik zu vokalisieren. Sie zu hören kann schnell eine Sucht werden. Eine unerfüllte Sucht. Denn mehr als zwei endlos lange Jahre hatte uns der Multioptionskünstler aus Berlin auf Entzug gesetzt. Hatte uns allein gelassen mit der Heavy Rotation seines Debüts „Wir können nix dafür“, das die Gefühle einer halben Generationen urbaner Thirtysomethings mit Kindern im Stall, aber Flausen im Kopf so gekonnt vertont hatte wie zuvor höchstens ein Beck auf der anderen Seite der See oder weiter nördlich Mike Skinner. Nun hat Moritz Krämer das Flehen erhört und ist zurückgekehrt. Diesmal nicht allein, sondern im Kollektiv mit Max Schröder (Tomte), Felix Weigt (Kid Kopphausen) und dem Tele-Kopf Francesco Wilking. Es heißt Die Höchste Eisenbahn. Um das zu genießen, die Rückkehr Moritz Krämers nämlich, muss man sich allerdings kurz gedulden. Im Auftaktstück „Egal wohin“ verwischt seine Stimme noch im Doppelgesang mit Kollege Wilking. Das ist zwar schön schwitziger Achtziger-Jahre-Saxofon-Discopop mit Unterstützung illustrer Gäste, von Judith Holofernes bis Gisbert zu Knyphausen, aber ebenso wenig krämeresk wie das anschließende „Body & Soul“: hübscher Trash, versiertes Durcheinander, kein Moritz. Der stellt sich erst in „Aliens“ an die Bühnenkante, endlich, und erzählt famos nuschelnd wie eh und je von gewöhnlichen Wochentagsbegegnungen mit Außerirdischen, wie sie wohl niemand sonst mit so nonchalanter Schnodderigkeit, so viel Eleganz und Kraft um Unfertigen erzählen kann. 13 Stücke lang geht das so und geht dabei zu Herzen wie sonst fast nichts in dieser Sprache. Das Warten hat ein Ende.