Ihr Teufelchen, jetzt vergesst doch mal die rote Frau, wenn von Chris de Burgh die Rede ist. Aber wenn das erste Album eines Iren auch ausgerechnet zunächst in Brasilien auf die ersten Ränge chartet, dann mag es offensichtlich sein, dass Karrieren früher auch mal gänzlich unformatierte Wege nahmen. Apropos Wege: Wer sich nämlich die Mühe macht und den langen Weg zurück blickt, den Katalog sogar noch vor Singles wie „Don't Pay The Ferryman“ (vom unbedingt wichtigen Klassiker „The Getaway“) aufblättert, der wird insbesondere auf „Spanish Train And Other Stories“ von 1975 reichhaltig fündig. So er denn auf ausladende Erzählungen, Gesellschaftsspiele mit dem Herrn der Hölle oder Stripperinnen namens Patricia steht. Herr de Burgh hatte nämlich lange nicht nur die fantasiereiche Melancholie gepachtet, sondern konnte durchaus auch mal das Partyschweinchen zum Leben erwecken – der Mann ist, Ihr erinnert Euch, schließlich nicht umsonst Ire. Kleine Mini-Opern oder unprätentiöse Anti-Kriegs-Hymnen im Liebesliedermodus („Borderline“) zwischendrin erhielten die Freundschaft nicht minder. Und „The Traveller“ eingangs der Achtziger nicht mindestens einen übersehenen Welthit zu rufen, kann nur als hoffnungslose Ignoranz durchgehen. Das Beste daran: Chris de Burgh spielt mit Recht noch heute viele der „alten Sachen“ live. Auch auf der Tour im Sommer.