Sicherlich kann man Überschriften despektierlich gestalten oder ganz billige Brücken bauen. Im Falle Marissa Nadler aber überträgt sich der Sinn im Kern auf das Fallgeräusch einer Stecknadel. Verstehst du nicht? Dann lausche mal beispielsweise „Firecrackers“ vom aktuellen Nadler-Album „July“, das so wundervoll von allen Assoziationen ablenkt, die ihre häusliche Biographie zwischen malenden und schriftstellenden Familienmitgliedern halt so hergibt. Die Sängerin aus Massachusetts trägt ihre übergeordnet betrachteten Geschichten mit einer niemals unangenehmen melancholischen Gelassenheit, als sei ein Hauch von Patina in ihre, für den Hörer unsichtbaren, Handschuhen eingenäht, mit denen die Nadler ihre Lyrik im Garten stets behaglich hegt und pflegt. Dass ihr zudem das Kunststück gelungen ist, des Bosses „I'm On Fire“ unfallfrei zu interpretieren und mit derart viel Zurückhaltung ein Maximum an Präsenz zu gestalten, hilft, Marissa Nadlers Lieder ausführlich lieben zu können. Sämtlichen Dimensionen entrückter jedenfalls hat wohl noch keine solche eigentlich redundante Zeilen wie „Baby, come back to me“ („1923“) gesungen. Tour ab Anfang September.