Reunierte Punkband aus den 70ern? Das entlockt vielen heutzutage gerade noch ein müdes Lächeln. Und lockt nur ganz eingefleischte Fans zu Konzerten. Mit einer gewissen Skepsis ging auch meinereine im September letzten Jahres zum Konzert von The Ruts DC – und war am Ende vollkommen begeistert. Aber von vorne: gegründet 1978 in London als The Ruts haute die Band mit ihrer Mischung aus Punk und Reggae in eine ähnliche Kerbe wie The Clash, landete mit dem großartigen „Babylon's Burning“ einen UK-Top-10-Hit und war 1980 mit der Charts-Single „Staring at the Rude Boys“ richtig auf dem aufsteigenden Ast. Der Drogentod von Sänger Malcolm Owen setzte der Karriere ein jähes Ende. Die verbleibenden Mitglieder machten als The Ruts DC mit Gitarrist Paul Fox am Gesang weiter. Charterfolge blieben ihnen aber mit ihren deutlich reggae-lastigeren Alben verwehrt. 1983 folgte die Auflösung. Ein Benefiz-Konzert für den krebserkrankten Paul Fox brachte die Band 2007 – mit Henry Rollins am Gesang! – wieder für ein Konzert auf die Bühne. Fünf Jahre nach Fox' Tod folgte 2012 erneut eine Reunion der Ruts DC, nun mit Bassist John „Segs“ Jennings als Sänger. Auf dem (an die 1984er zweite Ruts DC-LP anknüpfenden) hervorragenden Album „Rhythm Collision Vol.2“ versammelten sie eine illustre Schar von Reggae-Größen (u.a. Mad Professor, Prince Fatty). Und spielen wieder Konzerte: Segs Jennings (ganz british-gentleman-like) im coolen Anzug erweist sich live als charismatischer Frontmann, dem eine junge tolle Co-Sängerin zur Seite steht. Die Rhythmus-Sektion groovt wie eh und je, und mit einer gut ausgewogenen Mischung aus mal mehr Punk-, mal mehr Dub-Reggae-lastigen Stücken wissen sie auch den letzten Skeptiker im Saal zu überzeugen. „I quite like the fact that [the band's reputation] is understated,“ sagte Segs Jennings vor ein paar Jahren der Zeitung The Telegraph: „because that means people can discover us. It was all over in the blink of an eye.“ Und nicht nur, weil es mit dieser Band damals so schnell vorbei war, lohnt es sich, sie heute zu entdecken. Sondern schlicht und ergreifend, da sie live so sehr brillierte wie kaum eine andere im letzten Jahr.