Das Gitarrensolo hat's nicht leicht. Im Präkambrium des Rock als quirliges Accessoire strukturierender Riffs erfunden, verkam es irgendwo zwischen Kraut, Glam und Heavy Metal zum selbstreferenziellen Masturbationsritus. Dort lungert es seither haltlos herum – verhasst wie vergöttert, isoliert und seelenlos. Kein Leben für Wankelmütige, so ein Gitarrensololeben. Außer unter Tim Showalters Obhut. Oberflächlich klingt Showalters fünftes Album „Heal“ manchmal, als würde er sich zur Bestätigung der eigenen Fähigkeiten bloß bei fremden Genres bedienen. Darunter jedoch glänzt eine Außergewöhnlichkeit, die in seinem Metier selten ist. Strand of Oaks, so der Name der Live-Formation um Showalter, erfindet die Gitarrenmusik zwar nicht ganz neu, wirkt aber irgendwie originell. Tief im Herzen ist dieser Beardo aus Philadelphia einer folkbasierten Americana verpflichtet. Er fügt ihr Hippieeskes hinzu wie auch Elektronisches. Noch tiefer im Herzen will er die reduzierte Melancholie seiner musikalischen Wurzeln aber offenbar einer Urschreitherapie unterziehen – auch wenn selten seine Stimmbänder schreien, sondern meist Gitarren. Kurz gefasst klingt „Heal“ bisweilen wie Lagerfeuermusik, die mal kräftig das Spanferkel rauslässt. In jedem Fall aber ist es ein ziemlich gelungenes Album – sofern man sich auf Gitarrensoli einlässt.