So richtig bewusst bin ich Ingo Pohlmann an zwei Orten begegnet. Auf dem Hamburger Berg, dem vergleichsweise eher einheimischen Nebenarm der Reeperbahn zu Zeiten, als Pohlmann sich noch „Goldjunge“ nannte und atemlos Flyer unter die vorgeglühten Menschen brachte. Nur allerdings um diese ins gefühlt „bessere“ (aber kaum weniger ehrliche) Schanzenviertel, in „seine Hood“ zu locken. Die zweite Begegnung dann im November vergangenen Jahres im Fernzug einer Privatgesellschaft zwischen Köln und Hamburg. Private Gesellschaft trifft es ganz gut, denn im Rahmen einer kleinen, charmanten Fanaktion lief der Ingo mit Sechssaitiger und Dosenbier von Abteil zu Abteil. Gute Unterhaltung in jedweder Hinsicht war das, und irgendwie auch ein bisschen Goldjunge. Alleine mit der Gitarre, some call it „unplugged“, begibt sich der um seine Bar des Herzens trauernde Hamburger auf Tour. „Sein“ legendäres BP1 schließt die Türen wohl für immer. Gentrifizierung, Ihr wisst schon. In der Review zum letzten Album „Nix ohne Grund“ spruch ich selbst von einem „steten roten Faden, der tragisch & magisch miteinander verknüpfen“ kann. Das könnte man übersetzen in „alle kahlen Wände finden ein glückliches Ende“, und man stünde wieder vor einer dieser einst geöffneten Türen. So viel Empathie und Überdruss muss auch mal sein. Die Tour im Dezember als „Rocker vom Hocker“. So wie alles begann. Als Chance in der Hamburger Schanze.