Jeff Beadle ist instrumentell versiert, ein ganz schöner Beardo, stimmlich eher quakig als kernig und dem Mainstream zumindest nicht strukturell abgeneigt. Doch der Kanadier hat noch ein anderes Distinktionselement – eine dufte Legende. Sie geht ungefähr so: Bereits im zarten Alter von zwölf Jahren ist Jeff Beadle mit Kumpels durch seine Heimatstadt Toronto gezogen und hat bei jeder Gelegenheit selbstkomponierten Folk zum Besten gegeben. Weil ihm der frühe Start ins Business jedoch nicht zum frühen Durchbruch verhelfen konnte, schlug sich der Nachwuchsmusiker nach der Highschool erst mal als Poolreiniger durch, wobei er so vielschichtige Geschichten übers Mit- und Gegeneinander von Arm und Reich in seinem schlauen Telefon aufnahm und mit allerlei Alltagseindrücken garnierte. Hübsche Geschichte, keine Frage. Aber ungefähr so banal wie egal und zudem ziemlich unnötig. Denn auch ohne urban legend und ähnlich inszeniertes Zeugs hat Jeff Beadle das, was jedem Künstler gut zu Gesichte steht: einen unverwechselbaren Sound. „The Huntings End“ nämlich, acht wunderbar harmonische Erzählungen eines jungen Lebens klingen, als unternähmen sie kurze Zeitreisen in Epochen, die dem Metier singender Solisten mit Gitarre ihre je eigenen Stempel aufgedrückt haben. Mal schimmert im ergreifenden „Did You Run“ eine Art Americana durch, die sich noch mühsam aus dem Korsett des konservativen Country seiner Epoche schälen musste. Mal arbeitet sich dieser moderne Folk wie in „Cautious Lovers“ zu einem Alternativerock vor, der sich einst von der harmonieduseligen Flower Power emanzipieren wollte. Mal singen die Blumenkinder aber doch dazwischen wie im gefühligen „Devil's Arms“. Allerdings zieht Jeff Beadle stets die Einflüsse aus allen Epochen seines Genres – zwischen Guthrie, Dylan, Mumford & Sons – zurück auf seine Seite und macht daraus ein famoses Songwriting jenseits aller Referenzen.