Es wurde aber auch Zeit. Zum Beispiel neulich auf dem eigentlich eher besinnlichen Konzertabend der „Hamburger Küchensessions“. Aus den geplanten zwanzig Minuten plus X sollte schnell eine ganze Dreiviertelstunde Olli Schulz solo aus der Asche steigen. Und wenn die überbrauchte Phrase „Spielfreude“ derzeit schon nicht für die beiden großen Hamburger Ballsportvereine gelten mag – für den sowieso stets irgendwie gebeutelten HSVer Schulz war Passgenauigkeit ins Publikum (und zurück) an jenem Abend die einzige (und natürlich beste) Möglichkeit. Dass dafür auch sehr ausgiebig Bonnie Tyler-„“Heldenzitate“ herhalten mussten, mag zwar nicht recht zum neuen Album „Feelings aus der Asche“ überleiten – oder etwa doch? Die Zwischentöne und das subtil wiederkehrende „Holding out for a Hero“-Mantra hört vielleicht nicht jeder sofort, brennt aber in Hülle und Fülle inmitten der zehn Stücke. Sensitives Märchen, Sprechgesang, Angst, Arrangements vom Arsch der Hölle (inkl. zu Knyphausen am Bass) und jede Menge Hässlichkeiten später hat sich in dem feinen Beobachter Schulz wieder diese unwiderstehliche, unerwachsene Instanz zu echauffieren begonnen. Eine, die so viel Weirdness von heute mit chronischer Gestrigkeit zusammenbringt. Eine, die dann ihre mit Abstand wachsten Momente hat, wenn die Mehrheit unselig schläft. Zitate und Sofaknutschereien inklusive. Tolles Album, auf dem so viel passiert. Inklusive traurigster Auslaufrille aller Zeiten. Tour im März.