„Ihr habt mich ausgepeitscht, ihr habt mich angespuckt, Nägel durch die Glieder schlagen war euch nicht genug“. Adam Angst begrüßen ihr neues altes Publikum scheinbar standesgemäß wie gute Freunde. Gereicht wird dazu ein bisschen gregorianisches Mönchsseufzen, und der Rock ohne gar nicht mal so viel Indiepunk schrammt für Bruchteile von Momenten gar knapper am Metall vorbei als der biedere Heinz Georg Kramm. In Wirklichkeit aber dreht sich der Auftakt von „Adam Angst“ ja um das Jesuskind 2.0. Adam Angst lehnen dankbar ab. So viel ist von Prau Potz allemal übrig geblieben. Selbst wenn die Rock'n'Roll-Bezugsgruppe auch mal kurz mit Deichkindscher Lust („Professoren“) um die Ecke kommt oder Tango säuft („Was der Teufel sagt“) und Rotwein tanzt: Wutbürger Felix Schönfuss und Adam Angst fressen in einer ziemlich exakt genauen Dreiviertelstunde Seele auf, scheren sich einen Dreck um jeden Teufel. Man möchte sich das neue GHVC-Hausprodukt schon jetzt gerne als Tote Hosen-Support vorstellen, nur um einfach mal wieder nach dem Support zu gehen, wenn es halt am schönsten ist. Lange nicht mehr hat Zuhören zu überaus goutierbarem „Der Schrei“-Krach eine so haltlose Freude erzeugt, dass man Bilder dazu malen möchte. Lange nicht mehr werden sich Punkrock-Polizei-Puristen über Verrat echauffiert haben und Escapado zur Exhumierung nominieren. Ok, mit Merkel, Obama, Fischer und Guantanamo suchen sich Adam Angst auch mal ganz schön leichte und durchdeklinierte Ziele. Und ja, generell ist das Album ein recht globaler thematischer Rundumschlag, der sich nicht gänzlich von jedem Klischee befreit definiert („Splitter von Granaten“) und im dazu passenden Moment wortwörtlich schwer gestiefelt darauf pfeift. Also mal die Kirche im Dorf lassen, wenn jetzt schon vom Album des Jahres die schöne Rede ist? Klares „Hm“. Den Blowjob und vermeintlich dicke Eier vor dem Altar gibt's am Ende jedenfalls gratis dazu. Die Tour zum fairen Preis im März.