Wer von Weltmusik spricht, nimmt dieses Wort lieber nicht in den Mund, sondern lenkt besser sofort alle Aufmerksamkeit auf die viel zu früh verblichenen Les Negresses Vertes. Oder auf das alles überragende und überstrahlende Manu Chao-Live-Album „Radio Bemba Sound System“ von 2002. An dieser Stelle wäre eigentlich schon alles gesagt. Zehn vollends berauschte Gestalten auf der Bühne, neunundzwanzig Kapitel aus der Metamorphose von Mano Negra über das Radio Bemba Soundsystem hinein in die Solokarriere Manu Chaos. Aus „World Punk mit afro-karibischen, lateinamerikanischen und mediterranen Rhythmen“, wie es laut.de kaum treffender präzisieren konnte, wurde „Latino Dub“, wurde Chanson, wurden seit jeher und immer wieder sämtliche Stinkefinger in soziale Wunden gebohrt, wurde trotzdem (oder eben deswegen) gefeiert, als gäbe es nie wieder einen anbrechenden neuen Morgen. Manu Chao-Konzerte zu erleben kostet Adrenalin und Tränen im Hektoliter-Format. Auf Manu Chao-Konzerten triffst du schon deshalb keine Musikerpolizei am Rande, weil Ereignisse wie diese selbst den dicksten Stock im Arsch binnen kürzester Zeit als Zündschnur abbrennen. Und wen dann spätestens unter'm freien „Clandestino“-Himmel nicht das reine Glücksgefühl einholt, dem hilft auch keine sportliche Süß-Rauchschwade mehr.