Woran ich stets denken muss, wenn vom überflutenden Romantizismus der Blauen Blume die schöne Rede ist? An nahe am Wasser gebaute Pril-Blumen-Aufkleber in der Küche meiner Großmutter Anno 1976. Oder doch an dieses junge dänische Künstler-Phänomen Blaue Blume, das Ende Januar seine erste LP-Veröffentlichung auch in deinen Vorgarten pflanzt. Jetzt fortfahren mit allerlei Assoziationen aus dem Reich der Flora? Nee, zu banal. Doch einfach mal den romantisch mäandernden Flüssen über den Horizont hinaus in die Jahrhunderte mit den positiven Ordnungszahlen 17 und 18 folgen? Den Vorort der Hölle, den wir noch mit unserer Überschrift knapp verfehlt haben, sehen Blaue Blume zum Glück nur aus weiter Ferne. Weil sie einfach darüber hinweg schweben. In den ganz besonderen Momenten verquicken sich die Fantasien eines Peter Gabriel mit Sigur Ros, Marillion und Arrangements, denen keine Schleife zu wenig gegönnt werden wollte. Zwei tolle EPs lang wird das Quartett nun schon einigermaßen handelsüblich und vollkommen verdient abgefeiert. Das große dänische Gaffa-Musikmagazin schmiert ihnen unablässig den eigenen Honig um sämtliche Ohren. In ihrer Chronik rufen und lechzen die Menschen nach noch mehr Samenflug. Eine Ankündigung vom 8. Dezember lässt schmunzeln. An jenem Tag wurden Blaue Blume für das Roskilde-Festival bestätigt. Gemeinsam mit PJ Harvey und Tenacious D. Vielleicht ergibt sogar das noch irgendwann Sinn. Lange nach der bevorstehenden Tour im Frühjahr.