Meine Geschichte rund um OMD, nein, um Orchestral Manoeuvres In The Dark beginnt mit „Babies, mother, hospital, scissors, creature, judgement, butcher, engineer“ und endet… gar nicht. Das kühle Zitat stammt natürlich aus dem frühen Meisterwerk „Genetic Engineering“ vom Album „Dazzle Ships“ aus 1983 und ist ein kleines bisschen in unverdiente Vergessenheit geraten. Noch früher dran in 1981 war tatsächlich „Architecture & Morality“ mit der Jungfrau aus Orleans. Was heute noch durch alle Oldie-Sender dudelt, war für mich nicht weniger als das Tor zu einer dunklen, unbekannten Synthpop-Galaxie, das es zu durchschreiten galt. Ich erinnere mich, mir nicht nur unzählige Male gefühlt die Finger verknotet zu haben, beim Versuch dem Beat punktgenau zu folgen. Auch die Faszination des Tracks in Worte zu fassen erweist sich bis heute als sonderbar schwerfällig. Hört man sich die aktuellen Liveaufnahmen, beispielsweise auf „Dazzle Ships (live at the Museum of Liverpool)“, an, so mögen die Sprünge aus dem signifikanten metallischen Urschleim der beiden Kraftwerke Andy McCluskey und Paul Humphreys bis hin zu den Werken der Neuzeit („Metroland“, „History of Modern“) ein wenig gewöhnlich wirken. Nein, nicht jede der frühen Signaturen blieb erhalten. Trotzdem gelingt es OMD in der kurzweiligen Gesamt-Aufführung ihrer beiden frühen Alben, ein Verständnis jener Zeit zu transportieren, ohne den späteren und gegenwärtigen Partystatus zu verleugnen. Oder umgekehrt. Pionierarbeit endet ja auch mal irgendwann. Und mal ehrlich: Wer im pickepackevollen Konzertsaal will denn wirklich auf das unkaputtbare „Sailing On The Seven Seas“ oder das immer noch erschreckende „Enola Gay“ verzichten? Ich nicht. Auch nicht auf der Tour im Mai.