Polarkreis 18 waren mal überbewertet. Später taten sie mir leid. Als allein, allein der Hype verhallt war und sich hervortat, was die Band tatsächlich auszeichnete. Ein Gespür für sackstarke Arrangements, tolle Spannungsbögen und Melodien zum Beispiel. Hat dann nur irgendwann annähernd niemanden mehr interessiert, als die Nebelschwaden der Hysterie verzogen waren und den Blick auf wesentliche Charakterzüge der Dresdener Musiker freigaben. Ein paar Jahre später pusten vier der damaligen Bandmitglieder als Phoenixe die Asche beiseite und haben mit dem Schauspieler Christian Friedel ein neues Gesicht auf dem Parkett. Als Woods Of Birnam sind die Künstler nicht nur weiterhin eng mit dem Staatsschauspiel in Dresden verknüpft, zu dessen Ensemble die Polarkreisler seinerzeit auch schon zählten. Ob Til Schweiger oder der Eurovision Song Contest als Paten in der öffentlichen Wahrnehmung der Woods Of Birnam hilfreich sind, sei an anderer Stelle lebhaft zur Diskussion gestellt. Ob es stört, dass Friedels Organ mich in spätestens jedem zweiten Lied der EPs „The Healer“ und „Hamlet“ sowie des selbstbetitelten Albums an eine Melange aus Mick Hucknall und Brian Molko erinnert? Nein, tut es nicht. Und Hände drauf zu legen, wie im Charity-Remix von „Down“, hängt der Popband ein so wohltuend schwebendes Kleid um den musikalischen Körper, dass man mit den kleinen possierlichen Krokussen im Frühlingswind wippen möchte. Was bleibt dem Kollektiv zu wünschen übrig? Ein fokussiertes zweites Album, die richtigen Prioritäten, weniger Gekreische als damals und natürlich eine erfolgreiche Tour im frischen Morgentau.