Sind Coverversionen großer Hits aus noch größeren Genre-Schubladen eigentlich sinngemäß alternative Fakten? Gut, der Ansatz dieser Frage mag in Teilen Stammtisch-Niveau haben. Aber wenn einer wie Noah Guthrie die Sache mit den Lieder-Versionen gleich so ausgiebig betreibt, ist das doch mal einen Blick mehr wert. Zum Beispiel auf das Americana-Album Guthries, das auf den schönen, zugigen und interpretationsfreien Titel „Among The Wildest Things“ hört. Konnte man 2013 dem jungen Mann romantisch auslegen, musste man aber nicht zu jeder Sekunde. Doch da ist ja auch noch die Youtube-Persönlichkeit Guthries. Großer Name, kleine Screens. Und überzeugend viele wirklich hörenswerte Cover, Interpretationen, Perspektivwechsel. „Sexy And I Know It“ bedient als Paradebeispiel immer noch den LMFAO-Fan mit völlig neuen Einsichten. „Man In The Mirror“ enthält sich jeder ursprünglich angeborenen Hysterie und tritt fast mit schon zu viel Scheu vor den berühmten Spiegel. Noah Guthrie gelingt es sogar, „Hallelujah“ ausdrücklich nicht kaputt zu spielen. Um ehrlich zu sein: Das bekommt der US-Amerikaner, dessen musikalische Kunstsammlung so sehr auf soziale Netzwerke baut, sogar richtig gut hin. Und weil die Welt nicht wusste, dass sie das benötigt, sind vier Minuten und siebzehn Sekunden Coldplay-Medley weniger verschenkte Zeit als die Originale. Selbst wenn der Gesang so richtig drüber geht in manchen Momenten. Noah Guthrie muss das dürfen können. Auf der Tour im April sowieso.