Neulich gerade die Falco-Donauinsel-Live-DVD inkl. Blitzeinschlag an der Bühne mal wieder angeschaut. War ja sechzigster Geburtstag. Schon in der zweiten Zeile also ein Vollbad im Wiener Schmäh-Klischee. Heute, zwölf Jahre sind vergangen, gräbt Voodoo Jürgens die Wiener Helden, Toten und Geister von damals wieder aus. Oder?
Bleiben wir kurz im Bild, das man von der Stadt erwartet: Der Legende nach war der David-Öllerer-Bub mal Friedhofsgärtner vor seiner Karriere als Kunstfigur. Rotzte auch mal Indierock aus der Garage und pflegte wohl das eine oder andere private Zerwürfnis ohne Rücksicht auf sich selbst und weitere Verluste. So viel Sozialisation langt locker für die Grundstimmungen auf dem Album „Ansa Woar“. Ob der Herr Jürgens nun im unlängst aufgepeitschten Fahrwasser der Wandas dieser Welt über Österreichs regionale Grenzen gespült wurde oder nicht, ist reichlich Wurst. Auf PR-Fotos vielleicht ein bisschen weniger egal. Auf den dreizehn Liedern umso eigener. Dann singt der Öllerer über so Dinge, die auch Heinz Strunk im „Goldenen Handschuh“ und anderswo auf Sankt Pauli schon begegnet sein könnten: Kriminalität in klein und Sehnsüchte in groß. Was beim Zuhören gut tut. Öllerer-Jürgens wirkt authentisch da, auf seiner kleinen Bühne. Dafür werfe ich gerne ein paar Taler in das Phrasenschweinchen am Eck des Tresens. Schreibt der Mann wirklich „nur“ Lieder? „Dein Cabaret ist tot, Monsieur… Dein Carbaret tut nicht mehr weh“ sangen einst die frühen Silly zu späten DDR-Zeiten von einer Subkultur, die nur noch „ans Portemonnaie“ ging. Gegen exakt diese Grundstimmung arbeitet Öllerer sehr überzeugend an. Ganz sicher auch auf seiner Tour.