Ein ausgesuchter Blick in das Rockpalast-Archiv bringt die guten Zeiten an den Tag. Gute Zeiten? Relativ, denn der 11. September 2001 war nicht allzu lange her, da wartete das Line-Up auf dem Weezener Flughafen mit einer Mischung aus Nickelback, The Chemical Brothers, Badly Drawn Boy, Sofa Surfers und ganz spät nachts noch mit His Highness DJ Shadow auf. Der hatte wiederum sechs Jahre zuvor mit dem sagenhaft gesampelten „Endtroducing“ alle bestehenden Hörgewohnheiten hinterfragt und in der Zwischenzeit, sehr kurz vor dem Rockpalast/Bizarre-Festival, mit „Private Press“ den zweiten Anwärter auf Ewigkeit nachgelegt. Es bereitet mir noch heute Gänsehaut, „Fixed Income“ auf der Setlist des beginnenden Morgens auf einer Bühne im Hangar als Opener wahrzunehmen. Gar keine Frage, dass die oben genannten Künstler, von Nickelback mal freundlich abgesehen, samt und sonders als innovativ galten. Dieser DJ Shadow in der Frühform seines Lebens aber besaß die ausgeprägte Fähigkeit, digitale Antennen im Zeitgeist zu platzieren und kumuliert wiederzugeben, was da draußen in all den Studios und Ideenschmieden Wellenreiten ging. Ja, 2002 hatte trotz aller Sorgen noch immer eine ausreichend herrliche Lässigkeit. Und wenn der Plattenschattenmann am Start sein durfte, konnte jeder diese Kultur inhalieren. Seitdem sind bekanntlich viele Häuser mehr eingestürzt worden. Inzwischen ist auch einer wie Joshua Paul Davis aka DJ Shadow unter anderen Lichtern unterwegs. Trotzdem bekommt der Teufelskerl noch immer Alben hin wie „The Mountain Will Fall“ (sic!). Und darauf solche Killer wie „Nobody Speak (feat. Run The Jewels)“. Wer sich danach gar nicht beruhigen kann, wählt „Six Days“ aus 2002 oder natürlich das unzerstörbare „Midnight In A Perfect World“. Tour im September.