Wo Lonnie Holley auftritt, fühlt es sich so an, als sei irgendein Mothership aus den unendlichen Weiten des eigenen Planeten gerade kurz nach dem Landeanflug unsanft mit der Erdoberfläche in Erstkontakt getreten. Dialogfähigkeit? Frieden? Zukunft? Alles denkbar, vielleicht. Wäre da nicht dieses kaputte Amerika, in dem für Holley alles vor achtundsechzig langen Jahren begann: „I Woke Up In A Fucked-up America“ – Üble Erinnerungen, von denen auch immer in Holleys Interviews zu erfahren ist. Ob zum Beispiel diese mit der Whiskeyflasche und dem Kindertausch, oder jene von den sechsundzwanzig Geschwistern: Lonnie Holleys künstlerische Übersetzungen brachen sich bisher Bahn in vielen simplen Skulpturen, unter anderem aus Sand und vielen kleineren wie größeren Müllpartikeln, die es in überaus namhafte Museen und andere Freiräume schafften. Lonnie Holley verknüpft seine bitteren poetischen Herleitungen dazu in einer überaus kruden Mischung aus kunstvollem Jazzmatazz mit Spoken Word-Elementen. Und nutzt für den festen Zusammenhalt verschiedener (Meta-)Ebenen einige kreative Freistilelemente, die auf seinem aktuellen Album „MITH“ fast unablässig ans bewölkte Tageslicht treten. Als ob jemand fiktive Dialoge zwischen Martin Luther King und Tom Waits mit nur einer gemeinsam getragene Stimme vertont hätte. Im November ist Lonnie Holley für vier Termine bei uns zu erleben.