„Als Promotion-Gag für ihre neue Platte haben sie jetzt zum ersten Mal Merchandise-Artikel herstellen lassen, doch nicht etwa ein Kleidungsstück, sondern eine Wandkachel“, schreibt Spiegel Online über Kreidler. Das geschah allerdings bereits am 16. November 2000, und die Düsseldorfer Elektronikergarde mit demselben Anfangsbuchstaben wie Kraftwerk hatte zu dem Zeitpunkt fünf Jahre Bandgeschichte auf der Uhr. Neunzehn Jahre später könnte eine Kreidler-Wandkachel fraglos immer noch als originell durchgehen. Am damaligen Koordinatensystem aus „Kunst und Tanz, Avantgarde und Pop“ sollte sich derweil auch in der Zeit nach der Jahrtausendwende bis heute herzlich wenig ändern. Und wie eingangs schmerzlich bemerkt: Die Hütter/Schneider-Klischeefalle schnappt noch immer zu. Fun Fact: Mit Stefan Schneider gibt es neben Thomas Klein, Andreas Reihse und Detlef Weinrich sogar eine namentliche Deckung zu den musikalischen Nachbarn aus dem „Kunsthistoriker“-Trakt von nebenan. Wer sich mit dem Kreidler-Gesamtwerk aus technoidem Pop, aus enganliegender Avantgarde, Postrock, Ambient und Electronica befassen mag, arbeitet sich geduldig durch dreizehn Langspielplatten-Veröffentlichungen. Apropos: Ende Oktober 2019 erscheint mit „Flood“ das nächste Album in dieser langen Reihe spannender Kreativprozesse und Prozessoren auf dem tollen Label Bureau B. Die Kreidler-Tour zur Platte und Vergangenheit beginnt dann nur wenig später.