Vor kurzem waren ihre mehr oder weniger nahen Weggefährten OMD und Pet Shop Boys auf Tour (POP FRONTAL berichtete). Solche, mit denen sich die „Synthesizer- und Sequenzer-Spezialisten“ Erasure schon in ihren elektronischen Aufbruchsjahren ab 1985 herum plagen mussten. Fast jede zeitgenössische, pränatale Musikshow wartet heute mit Depeche Mode, West End-Mädchen und anderen dunkel-orchestralen Monolithen der wohl kältesten Phase zentraleuropäischer Popkultur auf. So bleiben Erasure bis heute eben nur „eines der erfolgreichsten Popduos“ ihrer Zeit. Eines allerdings, dessen wirklich nachhaltig erinnernswerte Teile ihrer Werkschau mit „Who Needs Love Like That“, „Sometimes“, „Oh L'Amour“ oder dem Spätcover „Solsbury Hill“ (Peter Gabriel) vergleichsweise schnell aufgezählt sind. Ändern wird daran auch der verlängerte Arm ihres Comebacks nichts. Das „Licht am Ende der Welt“ scheint einfach zu fahl. Wie in den Wäldern von Maine vermutlich. In deren Enge hatten sie sich selbst getrieben. Zwischen Wassern und Bergen. Vielleicht den Wald vor all den Bäumen nicht sehend, schaffen es Vince Clarke und Andy Bell zehn Tracks lang nicht, auf einen wirklich grünen Zweig von Relevanz zu kommen. Lediglich „Sunday Girl“ als Opener kann ansatzweise mit Wiedererkennungswerten dienen. Der Rest bleibt selbst nach wiederholter Wanderung nur hinderliches Gestrüpp über wenigen Ansätzen guter Ideen („Storm in a Teacup“, „Golden Heart“). Zu gewöhnlich bleibt ihre Verspieltheit, welche sich hinter dem ultimativen Trashfaktor des Covers verbirgt. Live müssen sich Erasure zur Zeit u.a. mit den Dresden Dolls in den USA messen lassen. Die Deutschland-Tour dann im Herbst.