Was wohl passiert, kreuzte man altbekannte Wave-Pop-Klang-Zitate mit dem Kosmos neuer deutscher Zeitgeister? Brockdorff Klang Labor will Antwort auf diese bis dato gar nicht gestellte Frage geben. Ihre „Mädchenmusik“ definiert sich in multiplen Tasks. „Elektro-Feminismus“ trifft auf „musiktheoretisch geschulte Informatiker“ beim singenden „Beatschmied“. In kühlen Antithesen – zum Beispiel verglichen mit dem wahrhaft mädchenhaften Gestus der Humpe-Schwestern („Breakfast For Cyborgs“) – laborieren die drei Ur-Leipziger. Warme Farben bleiben komplett Mangelware. Manches fände einen guten Platz auf dem 80er-Sampler gleich neben Wolfsheim, Foyer des Arts oder einer reduziert wuchtigen Sorte Propaganda (ja, derer wir uns ihrer mysteriösen Hit-Schöpfung „Dr.Mabuse“ erinnern). Anderes könnte einer „Ideal V. 2.0“ zur Ehre gereichen. Um all das noch hörbildlich zu ummalen, werden Zitate und Interludes von „1980plus“ aus dem Zusammenhang gerissen und dem Ganzen beigegeben. Schönheit hat im Experimentierfeld BKL derweil nicht den Eishauch einer Chance. Stücke wie das latent endzeitige „Dusty Bin Lady“ frieren beinahe auf der Stelle ein. Nicht von ungefähr überspannt schon der beigelegte Waschzettel den Bogen von Dorau über Jens Friebe, von Frau Morgenstern bis hin zu Gastdampf auf allen Vinylen Knarf Rellöm. Dass sie auf diesem Weg gleich noch eine sehr gelungene Variation des Schmidts-Klassikers „Some Girls Are Bigger Than Others“ ins Kühlfach laden, macht „Mädchenmusik“ nur noch einen handfesten Streich konsequenter. Tour im Oktober.