„Sealand“ plätschert dunkel und gemächlich in die Wohnstube. Andy McCluskey und seine reformierten OMD versinken in dem Beginn eines Konzertes, welchen andere vielleicht als Finale gewählt hätten. „Architecture & Morality“ (1981) gibt das Konzept vor. Ein mutiges Unterfangen, jenes progressive, elektronische Frühwerk nach solch langer Zeit in voller Länge auf die Bühne zu stellen. Freilich nimmt man sich die Freiheit und ordnet das originale Tracklisting neu an. Im Mittelpunkt jedoch als Klimax, das seit jeher nicht eben einfach gestrickte „Joan of Arc (Maid of Orleans)“. Hälfte Zwei kommt als geschmackvolle „Best Of“-Show daher. Dass aus einem Song wie „Enola Gay“ (1980) nicht mehr die ganz große einstige Wut entspringt, mag heutigem Anspruch genügen. Und bleibt mitnichten einziger Kontrapunkt in ihrer Hitparade. Spätestens „Electricity“ vom gleichnamigen 1979er Debüt-Album nämlich wertet den Gesamtblick auf die Karriere der originalbesetzten (!) Briten immens auf. Und sonst? In Dolby Surround 5.1 bringt „Architecture & Morality & More“ einen durchschnittlich ehrlichen Live-Sound nach Hause. Selbst alle visuellen Spielereien aus Wellen, Engeln, bunten Blumen und allerlei anderen Effekten wirken in der selten hektischen Performance nur an wenigen Stellen überladen. Dass McCluskey gegenüber Paul Humphreys die eindeutig beständigere Stimme besitzt, wird bald offenbar. Dass er spätestens jedoch nach der Hälfte des Konzertes auch öfter mal an Grenzen gerät, ebenso. Als Bonus hat die DVD noch zwei zurecht beiseite gelegte Alternativ-Versionen, ein ausführliches Interview mit der Band sowie dem Regisseur parat. Gelungene Karriere-Dokumentation!