„Aus dem Osten eine Kaltfront“: Tomte sind jetzt ein Berliner. Und was gibt es eigentlich sonst noch so Neues, Herr Uhlmann? Augenzwinkernde, überaus freundliche Grüße zurück an die Elbe etwa („Wie sieht's aus in Hamburg“), welche die Band aus Räumen hinter allseits geöffneten Fenstern schickt. Jedenfalls arbeiten die partiell neu besetzten Tomte (Simon Frontzek, Nikolai Potthoff) eifrig daran, aus der Trasse zur Hauptstadt keinen menschenfeindlichen Transit der Postmoderne entstehen zu lassen. Da wird in den einschlägigen Diskussionen rund um den seit geraumer Zeit schwimmenden letzten großen Wal ohnehin schon so manche intellektuelle Einbahnstraße diagonal kopfnickend befahren. Oder diskutiert, was so ein Kind nun eigentlich mit dem kommenden Elder Statesman des deutschen Indiepops angerichtet hat. Qualvoller Pathos? Noch eine Wasserfontäne mehr am Niagara? Wer Zeichen zurückgelehnten Genusses finden will, wird das erfolgreich tun. Männerspagat à la Tomte 2008: Windeln zu Hause, Hosen dafür draußen runter lassen. Wenn sie es übrigens tun, dann zitieren sich Tomte auf „Heureka!“ spürbar differenzierter als in der Vergangenheit. Verlieren sich auch nicht mehr ganz so sehr wie in den nach oben weit offenen Buchstaben über entfernten Städten. Was den gelegentlichen Ausbruch nicht wirklich mindert wie im ausladend quälenden „Nichts ist so schön auf der Welt, wie betrunken traurige Musik zu hören“. Fast glaubt man sich auf dem Cover eines imaginären John-Irving-Romanes wiederzufinden. Dort gibt es, in der Relation gesehen, auch nicht weniger kleine Details zu entdecken. Nur das Umblättern wird uns auf „Heureka“ dann doch aus der Hand genommen. Zum Konzert Anfang November müssen wir dann allerdings noch selbst gehen.