Mercury Rev: Snowflake/Midnight - Über das All hinausgeschossen

Mercury Rev: Snowflake/Midnight (Cooperative/Universal)

Es ist eine Schneeflocke. Feine Teile klares Wasser, kristallin und zerbrechlich. Mercury Revs aktuelles Album-Doppel „Snowflake/Midnight“ ruft Bilder wach, die erst freigehaucht werden wollen. Manchen täte sogar der Eiskratzer helfen. Wie ein blaustichiges Kaleidoskop, aus dem zusätzlich noch eine ganze Menge kruder Psych-Rock klingt. Also könnte man jetzt etwas von Kommandobrücken erzählen oder von Galaxien. Von Gitarrengottheiten, die das Spiel schon beim Start einstellten, von einer Permanenz, die, ohne viele Melodienbögen zu schlagen, einfach immer weiter, immer tiefer in den nächsten Raumquadranten eintaucht. Licht? Auf jeden Fall. Mercury Rev agieren keineswegs im Dunkeln an ihren Schaltpulten. Einfach mal für ein paar Monate die Saiten ruhen lassen und dem Ruf der Sternenflotte folgen. So sind schon ganz andere über das All hinausgeschossen. Indes die Pionierarbeit haben seinerzeit solche wie Philip Glass oder Terry Riley geleistet. Das klingt so mal chillig wie auf vielen dieser ambienten 90er-Jahre-Sampler, mal etwas zäh und zu doll ausgebreitet. Flocke für Flocke bilden sich auf Dauer Schichten, die man hier noch mit dem Schneeschieber wegschaufeln will und zugleich an anderer Stelle zu deren Schutze einen Zaun in den Boden nageln möchte. Tags drauf ist der komplexe Zauber unter Jonathan Donahue Epen dennoch erstmal weggetaut. Und damit sind sie der Natur ihrer Sache ja wiederum verdammt nahe gekommen. Die zwei Tourtermine dieser Tage bei uns gilt es nicht zu versäumen!