Das Warten hat sich gelohnt. Öfter angekündigt als die Beseitigung der Arbeitslosigkeit bei Neuwahlen gibt es jetzt endlich neben furiosen Livekonzerten auch eine standesgemäße CD-Visitenkarte der aktuellen Besetzung der Hamburg Blues Band. Mit Legenden wie Clem Clempson (u.a. Colosseum, Humble Pie, Jack Bruce and Friends) im festen Line-Up und Dauer-Gast Chris Farlowe (u.a. auch Colosseum) könnte man hier fraglos von einer All-Star-Truppe sprechen. Würde man auch, wenn die Band nicht gerade so unabgehoben, freundlich und publikumsnah rüberkommen würde. Nun also „Mad Dog Blues“, das mit lässiger akustischer Slidegitarre und fast Grönemeyer-mäßig vernuschelten Betrachtungen von Gert Lange über einen Bluesman anhebt, der in der Welt der Kreditkarten und der Nachbarsgattinnen angekommen ist. Besonders auffallend – wie auf dem ganzen 57-minütigen Langspieler – der hinreißende, vom Bassist Michael Becker angeführte Satzgesang, der sich auch auf mancher Motown-Produktion nicht schlecht gemacht hätte („Can't Last Forever“). Plötzlich klingt Lange wie der altersweise Eric Clapton. Für den alten Free-Klopfer „Wishing Well“ trat mit Maggie Bell (u.a. Stone The Crows) eine große Dame des britischen Bluesrocks ans Mikrofon, die viele als die britische Antwort auf Janis Joplin sehen wollen. Wenn es von perfekt aufgenommenen Originalen schon Coverversionen geben muss, dann so. „Weird“ bringt eine verzerrte „Telefonstimme“ und eines dieser Riffs an den Start, die die HBB in eine Kampfklasse mit Cream, Buddy Guy oder Peter Green heben. I-Tüpfelchen ist das scheppernde Honkytonk-Piano von Mr. Askew. Die letzten fünf Tracks des auf den Hund gekommenen Albums sind Liveaufnahmen, bei denen mit einer Ausnahme Chris Farlowes Stimme das Geschehen dominiert: Das soulige „Easy As That“ (abermals umwerfende Backing Vocals); der von Lange/Becker zelebrierte, wiegende „Trouble Man“ mit saftiger Hammond B3-Grundierung; die Farlowe-Komposition „Don't Wanna Sing The Blues“; das u.a. durch Askews einfühlsame Synth-Soli bestechende „Sing The Blues For You“ sowie schließlich „All Or Nothing“ – die Verbeugung vor Steve Marriott und den Small Faces. Eine Band in Höchstform. Blues im Weltklasseformat aus deutschen Landen.