Die Propellerheads und Nils Petter Molvaer machen gemeinsame Sache? Mitnichten! Willkommen auf „100% Free System“, dem siebenten von insgesamt neun komplett irren Tracks auf „Liquid“, dem neuen Album der partiell erneuerten Urlaub in Polen. Oder wie ist es nochmal gleich zu erklären, dass ihre nun dritte Scheibe vergleichsweise beängstigend direkt und über beinahe volle Länge den Weg findet? Wohlgemerkt ohne lange Umwege durch zu konstruiert wirkende, aber dennoch strukturintensive Arrangements. „Flicker“, kurz vor dem Ende versteckt, sticht als eigene, melodisch krachende Vergangenheit-Referenz und pure Rock'n'Roll-Sequenz eher aus dem Rest des Albums heraus. Und winkt gar nicht verschämt hinüber zu den derzeit schwer verletzten Blackmail. Der größte Teil aber widmet sich in verdammt eigensinniger Verpackung einer Mechatronik aus Vocal-House-Adressen, Wegweisern zum nächsten Wochenende („The Weekender“) und anderen verstörenden Wagnissen. Wie zum Beispiel dem ersten potentiellen Radiohit des eklektischen Dopplers („Defender of the Crown“), einem fiesen EarlyMorningWakeUpCall („Sweet Candy Piper“) sowie u.a. ein paar flachgelegten ABC- und New Order-Zitaten. „Theodore Flames“, dessen auf Moog-Teppichen jagenden Beats man 12 von eigentlich nur 10 möglichen Stufen auf der Lautstärkeskala gönnen will, ist jedenfalls eingangs allen Hörern Versprechen genug. Zumindest jenen, denen „Pump Up The Volume“ (1987) schon immer irgendwie die versprochene „Journey into Sound“ fehlte. Tour im April!