Der obligatorische Vergleich mit den Heroinen des Sixties-Folks bleibt bei vielen modernen Singer/Songwriterinnen nicht aus. Stört sie wahrscheinlich auch gar nicht. Da will es gut passen, dass Marissa Nadler ihr 2018er Album „For My Crimes“ im legendären Laurel Canyon eingespielt hat, in dem einst viele Musiker und Musikerinnen lebten. Joni Mitchell hat mit „Ladies of the Canyon“ dem Ort ein Denkmal gesetzt. Auf Marissa Nadlers Album sind fast nur Frauen dabei (u.a. Angel Olsen, Sharon Van Etten, Mary Lattimore, Eva Gardner und Patty Schemel). Nadlers Songs sind schwermütig und wunderschön zugleich, puristisch und trotzdem voller emotionaler und musikalischer Tiefe. Dass ihr neues, zusammen mit Stephen Brodsky aufgenommenes Album „Droneflower“ zunächst als Soundtrack für einen Horrorfilm geplant war, sollte niemanden von einem Konzertbesuch abschrecken. Denn die Live-Performances von Marissa Nadler sind einfach entsetzlich schön.