Den meisten Leuten fällt bei Velvet Underground Lou Reed ein. Mit ein bisschen Glück auch noch Andy Warhol und das Bananen-Cover. Und dass die damals schon 'ne Schlagzeugerin hatten (Maureen Tucker). Gern vergessen wird der vermutlich gehaltvollste Teil dieser stilprägenden Avantgarde-Combo: John Cale. Der heute 70-jährige Waliser war Musik-Wunderkind, Straßenmusikant, ist Rock-Musiker mit klassischer Ausbildung (gefördert u.a. von Leonard Bernstein und Aaron Copeland) in Bratsche und Piano – was man bis heute merkt, wenn er am Flügel sitzt. Er hat schon mit John Cage zusammengearbeitet. Seine Produktionen für andere umfassen die ersten Alben von Nico und den Stooges, Arbeiten mit Nick Drake, Siouxsie Sioux und einen Meilenstein wie Patti Smiths „Horses“. Außerdem dirigiert der auch als einer der Urväter des Punks beschriebene Vielseiter gelegentlich. Und schrieb Ballett- und Filmmusik, u.a. für Arthaus.
Neben all dem gibt es seit 1970 Cales eigene Alben, darunter die Terry Riley-Kooperation „Church Of Anthrax“ ('71), das düstere „Music For A New Society“ ('82) oder die überraschend charmante, gemeinsam mit Reed entstandene Warhol-Würdigung „Songs For Drella“ ('90). Das vorletzte Studioalbum ist „Black Acetate“ ('05), gefolgt von der Live-Konserve „Circus Live“. Zur Einstimmung auf die jetzt anstehende Tour taugt aber auch und gerade die vorzügliche und immergrüne Doppel-CD „John Cale & Band Live“ ('10), die Auftritte aus der Grugahalle Essen ('84) und aus der Zeche Bochum ('83) wieder erleben lässt – mit Perlen wie seiner herzzerreißenden Fassung von „Heartbreak Hotel“, mit der Velvet Underground-Nummer „Waiting For The Man“, dem beängstigenden „Chinese Envoy“ oder dem Showstopper „Close Watch. Mit „Shifty Adventures in Nookie Wood“ erschien überdies im Oktober 2012 ein neues Studioalbum, dessen erster Song „I Wanna Talk 2 U“ eine Session mit Danger Mouse beinhaltet.