Chilly Gonzales zu erklären, gleicht dem maximal umständlichen Versuch, einen Witz zu dekonstruieren. Daher nur so viel: Gonzales widmet seine neuen Album-Lieder auf „Chambers“ einer – vielleicht gar nicht so überraschenden – Klientel wie König Heinrich VIII, Felix Mendelssohn, Jason Beck, Bach, Daft Punk und… John McEnroe. Kennt man Gonzales bereits von den Bühnen dieser Erde, dürfte insbesondere Mc“Ego“Enroe keinen all zu großen Brückenschlag bedeuten. Vordergründig handelt es sich bei Gonzales wie bei McEnroe um extrovertierte Köpfe mit charismatischem Rampensau-Gen. Dazu ein nahezu perfekt pointierter Aufschlag in das Feld des Gegners – und am Ende des Tages hat sogar ein Tennisplatz den Anspruch, Kammerspiel sein zu dürfen. Wie die spartanisch ausgestatteten Bühnen Gonzales', der mit dem Hamburger Kaiser Quartett zuletzt schon oft genug neue State-of-the-art-Wiederherstellungspunkte kreiert hat. Aus einem Gonzales-Konzert an die frische Luft zurückzukehren ist oft nicht nur deshalb dringend notwendig, da wieder einmal diverse Kerne während der humoristischen Darbietung geschmolzen wurden wie ein Kraftwerk am Strand. Dass der Künstler selbst sich allerdings auf Perspektiventauglichkeit beruft und dann am Ende doch nach eigener Aussage den hehren John McEnroe durch das ewige Schachgenie Bobby Fischer zu ersetzen erlaubt, tut meiner Theorie keinen Abbruch. Denn wie sich Impulse und Adrenalin ihren Weg suchen, wussten doch schon Kettcar: „Deiche brechen richtig oder eben nicht“. Dem finalen Ergebnis kann das nur recht sein.