Gruselige Wolken über dem Wasser im Album-Trailer, schroffe Landschaften und die Bilder, auf denen Leslie Feist ihre berühmt gewordene Zahlenfolge in der Sesame Street zusammen mit den lustigen Puppen sang, ergeben einen schönen Kontrast. Und dass die Kanadierin gleich zu Beginn der folgenden fünfzig neuen Album-Minuten in der – nun endlich auch fassbar begonnenen – Zeitrechnung nach „The Reminder“ einen wahren Klotz an Hörers Standbein bindet, ist auch nur richtungsweisend und konsequent. Wer also von euch coolen Hipstern da draußen vor dem Fenster nicht klarkommt mit einer unverbogenen Persönlichkeit in Wollpulli und Wanderschuhen statt zerwühltem Futon und Flip Flops, dem wird nicht umgehend zu helfen sein. Schritt für Schritt tastet sich die Feist vor in entschleunigte Kulissen. Und wenn sich irgendwo noch ein letzter Blick zurück wendet, dann im prächtigen „Bittersweet Melodies“, das als Albumtitel wohl denkbar, aber einfach auch zu banal geklungen hätte. Dann lieber die vollkommen freie Assoziationskette über „Metals“, ein Album, das niemandem beim ersten und zweiten Hören mit Antworten versorgt. Und eines, das fast glauben lassen möchte, dass der Name Feist sich tatsächlich vom Begriff des „Freigeists“ ableiten lassen könnte. Zunächst wird die Künstlerin nur für ein Konzert in Deutschland (22. Oktober, Berlin, Tempodrom, ausverkauft) gastieren. Mit weiteren Terminen 2012 ist aber zu rechnen.