Wen wundert eigentlich heute Bonos götzenhaftes Bild? Hinsichtlich aus heutiger Perspektive mittelfrüher, ausführlich zelebrierter Grundsatztheorien, wie sie im Pathosischen Ozean von „With or without you“ hingebungsvoll erörtert wurden. Doch auch Du hast das mal mitgesummt. Und wenn es im Supermarkt der Gefühle war. In der Tiefkühlabteilung. Ok, U2 waren mal irgendwie streitbar. Doch von der hehren Lust provokanter Differenzierungen ist immerhin ein Container voller Erinnerung geblieben. Die an „Pop“, das den Crossover-Transfer einer Band in den ausklingenden Neunzigern so herrlich verzettelt und übermotiviert auf ziemlich hohe Voltzahlen hupte. Tolle Lieder waren der Vereinten Bonesco ja schon 1993 abhanden gekommen. Mit dem unfassbar unverdient übersehenen The Edge-Vocal-Solo „Numb“ auf „Zooropa“ und der Übernummer „Stay“ war für mich persönlich seinerzeit alles in vier bis fünf Minuten großem Kino gesagt. Dasselbe Album übrigens, auf dem derselbe The Edge in den Credits gemeinsam mit einem gewissen Johnny Cash verzeichnet war („The Wanderer“). Apropos große Namen. Abgesehen davon, dass niemand ernsthaft das brummende „One“ auf „Achtung, Baby“ jemals wird missen wollen und die „Mysterious Ways“-Remixe mehr konnten als Bonos doppelt gruselige „Satellite of Love“- oder „Paint it Black“-Adaption. Also abgesehen davon (und von der kleinen Insel „Van Diemen's Land“ aus 1988) steht da mit 4:14 Minuten Spielzeit noch das verlässliche „When Love Comes To Town“ als akustische Verneigung vor dem König der blauen Stunden. Wer jetzt noch weiter im Off suchen mag, kommt um Meilensteine à la „Red Hill Mining Town“, „4th of July“, „Bad“ (bitte die Live-Version), „Surrender“, „October“ und „I will follow“ nicht herum. Tour im Spätsommer.