Dass die junge Kanadierin Béatrice Martin aka Cœur de Pirate ihr Lied „Comme des Enfants“ unter der Dusche komponiert haben soll, darf im schlechteren Fall als doppeldeutige Information gerne im weit schweifenden Reich diverser platter Fantasien verbrannt werden. Ebenso die, im Netz ohne doppelten Boden herumgeisternden anderen kleinen „Jugendsünden“ der bis über die Schulter tätowierten Sängerin. Dass einige banal rezipierende Zeitgenossen ihrer Stimme immer noch mehr Unschuld andichten wollen, als in den vielen Balladen tatsächlich zu finden ist, mag nicht minder bedenklich sein. Die, nach eigenem Bekunden, „innere Rebellion“ und „ausgeprägte Punk-Attitüde“ des jugendlichen Fräulein Martin jedenfalls ist einem Aufbruch in die Welt von erfahrener, bisweilen erhabener Poesie und Chanson gewichen. Nicht vollends befreit von Glitter und Lametta duften die französischen Texte mitunter wie von einem Hauch Bardot umweht und mit einem Schluck tief dunkelrotem Bordeaux benetzt. Als wenig hilfreicher Vergleich taucht derweil immer wieder das angeblich teutonische Pendant Annett Louisan auf. Liebe Güte, da wollen wir doch mal die Kirche im Dorf lassen.