„Feuerpferde“? Es ist immer wieder seltsam, wenn ein Film in einer anderen Sprachfassung einen vom Original abweichenden Titel bekommt. „Тени забытых предков“ heißt der Film „Feuerpferde“ des armenischen Regisseurs Sergei Paradschanow aus dem Jahr 1964 im Original, was zu deutsch „Schatten vergessener Vorfahren“ bedeutet. Ein schöner und passender Titel eigentlich. Die beiden Mitglieder des Folk-Duos A Hawk And A Hacksaw, Jeremy Barnes und Heather Trost, begreifen sich als Musikethnologen auf der Suche nach vergessenen, traditionellen Klängen (oder aufgrund von eingeengten kulturellen Wahrnehmungsperspektiven womöglich ignorierten Klängen). Auf ihrem aktuellen, Anfang April erscheinenden neuen Album „You Have Already Gone To The Other World – Music Inspired By Paradjanov's Shadows of Forgotten Ancestors“ haben sie sich von besagtem Film inspirieren lassen, der von einer an „Romeo und Julia“ angelehnten Liebesgeschichte zwischen zwei Kindern verfeindeter Familien in einem Dorf in den Karpaten handelt. Neben sieben eigenen Songs enthält das Album neun ukrainische, ungarische und rumänische Traditionals. Wie immer bei A Hawk And A Hacksaw lassen sich die Stücke schwer auf eine bestimmte Herkunft festlegen: verschiedene Welt-Musiken werfen ihre Schatten – neben osteuropäischen Klängen kommen zum Beispiel noch orientalische Sounds dazu. Und dass Trost und Barnes inzwischen in New Mexico leben, hat ebenfalls seine Spuren hinterlassen. Obwohl auf dem neuen Album erstmals wieder nur die beiden Original-Mitglieder ohne eine große Schar an Gastmusikern musizieren – lediglich Produzent John Dieterich (Deerhoof) spielt in einigen Stücken ein wenig Gitarre-, klingt es kraftvoll und lebendig. Da möchte man fast zu einer Metapher mit Feuerpferden greifen – von der feurigen Kraft der Musik sollte sich die geneigte Hörerschaft aber am besten bei den kommenden Live-Konzerten selbst überzeugen. Pfichttermine für alle Fans von Beirut oder Fanfare Ciocarlia (mit denen A Hawk And A Hacksaw in der Vergangenheit bereits kooperierten) – und für Freunde des guten, vergessenen Films.