Braucht noch jemand ein ganzes Album voller verträumter Petitessen, das irgendwie vorbeihuscht als wäre es kaum annähernd konkret greifbar? Boy haben genau das geschafft, und man will zunächst nicht so recht klarkommen auf diesem schemenhaften Korridor aus neun neuen Liedern. Wer sich darüber hinaus mit gar nicht mal so viel Fantasie über die Titel der Stücke lehnt, dem setzt sich schon alleine eine fast komplette Geschichte zusammen. Boys zweites Album „We were here“ gerät dabei trotz aller Verhuschtheit gar nicht mal beliebig und trägt sein Geheimnis der Unfassbarkeit ja wenig seltsam schon im Albumtitel. Wir waren hier und sind schon wieder fort. Um „Hotel“ und „No sleep“ in der Mitte scheinen sich bei Boy alle möglichen kleinen und großen Himmelskörper im Kreis und zu metaphernen Sternenbildern zu vereinen. Mit Höhenflügen und Flugzeugen kennen sich Boy ja aus. Valeska Steiner und Sonja Glass klingen dann gelegentlich aber auch mal wie eine strunzbrave Studioband aus den Achtzigern, verzichten dabei allerdings auf die richtig unangenehm niedrigen Temperaturen von einst. Vielleicht wären die beiden Frauen selbst auch gerne noch ein bisschen wagemutiger gewesen in der Auswahl ihrer Sounds. Das Songwriting hätte es allemal verdient gehabt. Alles in allem ist aber die Reisegruppe Boy schon bereit für eine traumhafte Tour. Die Konzerte im September sind bereits ausverkauft, für die Tour ab Ende Oktober gibt es noch Karten.