Ein Mann und seine Gedanken, verpackt in Worte, viele Worte, Worte aus der Seele – seit Folk Music nicht allein vom Anmut der Prärie kündet, braucht es wenig mehr, um die Seelen zu berühren. Instrumente sind da oft bloß Anker, um sich nicht nur an den eigenen Emotionen festhalten zu müssen. Umso bemerkenswerter ist es, wenn dieses Genre einen echten Gitarristen erlebt. Er heißt Ben Howard und liefert mit „Every Kingdom“ ein Debütalbum, das nicht durch Gefühls- und Stimmlage brilliert (dadurch auch). Stattdessen orchestriert der 23-Jährige seinen südenglischen Akzent mit einem Saitenanschlag, der frisches Songwriting mit dem vereint, was früher Weltmusik hieß: einer lustvollen Schatzsuche auf abgelegenen Inseln analoger Klangvielfalt, begleitet von zwei Polyinstrumentalisten, die dem Ganzen bisweilen symphonische Breite verpassen.
Zu eher schlichter Lagerfeuerlyrik von Wind und Walen, aufrechten Herzen und love, love, love, die dank Howards aufgeweckter Kopfstimme nicht weiter stört, schafft er kraft der Virtuosität seiner Finger, was seit Crosby, Stills and Nash nur selten glückt: Folk, der nicht im Melodram versandet, sondern sich dem Leben zugewandt aus der heimischen Scholle zieht und durchdacht statt grübelnd dem Pop zuwendet. Man kann ihn einfach so hören, statt zwingend zuhören zu müssen. Ist das erleichternd!