Es war ein langer Sonntagabend. Das heutige Knust in Hamburg hieß noch Schlachthof, es gab reichlich Getränke auf die Glocke, die Hütte war voll bis unter's Dach, wir auch. Auf der niedrigen Bühne mit den roten Samtvorhängen zu beiden Seiten stand die Hamburger Band, von der nicht nur vor, sondern vor allem nach diesem Abend irgendwie alle reden sollten: Superpunk. „Wasser marsch“ war gerade auf L'Age d'Or erschienen (die gab es seinerzeit auch noch), und Northern Soul hatte plötzlich offenbar nicht mehr nur in der Garage Platz, sondern reichte für ein ganzes Parkdeck. Dass die „Top Old Boys“ ehrlicherweise später nie mehr wieder so ganz die chronisch bis kurz vor Zehn angezählte Genialität von Liedern über Brüder und ehrliche Männer, Mobs und Mods, Zähne, Ärger und Ignoranz erreichen würden, daran dachte an jenem denkwürdigen Abend keiner der Anwesenden. Wichtig genug waren sie dennoch immer und allemal. Wir brüllten uns also mit von Gin-Tonic gut geölten Stimmen bis kurz vor Montagmorgen den, kurzzeitig eigentlich fast vergessenen, Alltagsnerv vom Leib. Letzte Gelegenheit dazu ist jetzt auf der Abschiedstour im Mai.;