Da gibt es Bands wie Hundred Waters, die so konsequent zwischen affektiert und natürlich traumwandeln, dass es einem förmlich die Schuhe auszieht. Schon das Debütalbum des Quartetts aus den Südstaaten der USA hatte vor zwei Jahren die lose Grenze zwischen Digitalität und Analogie überwunden und dabei gleich noch ein vermeintlich neues Genre namens „Sound of Florida“ geschaffen. Sein Nachfolger mit dem Titel „Moon Rang Like a Bell“ aber lässt die Konturen von damals noch ein wenig weicher erscheinen, die Trennlinien unschärfer. Es ist ein episches Synthiepopalbum, das sein Instrumentarium aus Paul Gieses elektronischen Effektgeräten und Nicole Miglis' Keyboards plus Querflöte, aus Trayer Tryons Gitarre und Zach Tetreaults Drums im Kopf verschwimmen lässt wie betörende Einschlafmusik. Schon der Sirenengesang von „Show me Love“ zum Auftakt erinnert an die furiose Taufszene im Coen-Film „Oh Brother, Where Are Thou“ und legt die Messlatte des Absurden somit niedrig. Auch danach geht es in verstörender Schönheit weiter. Jedes der zwölf Stücke blickt zaghaft über den Tellerrand der eigenen Soundstruktur, was die andere Seite so treibt, und entdeckt dort immer wieder etwas Neues für sich selbst.