Punk ist tot? Ja. Ja, aber: hier und da kriecht doch noch eine neue Band aus einem sumpfigen Loch, die sich (nicht) gewaschen hat. Die Sleaford Mods aus der Nähe von Nottingham sind so ein Fall. Letzten Sommer trat das Duo im Hamburger Golden Pudel Club auf, einem Laden, der dafür bekannt ist, dass kaum ein Konzert (auch unter der Woche) vor 23 Uhr beginnt. Entsprechend wenige Leute waren da, als Jason Williamson und Andrew Fearn um 21.30 Uhr auf die Bühne kamen und ein 30-minütiges Set herunter rotzten. Bei dem Andrew Fearn, verantwortlich für die minimalistischen Laptop-Sounds und gekleidet in ein überdimensioniertes Simpsons-T-Shirt, den Auftritt mehr mit genüsslichem Biertrinken und weniger mit der Bedienung seines Laptops verbrachte. Die Technik regelt sich schließlich heutzutage von selbst. Mit unmodischen Buntfaltenhosen und einer eher ungesunden Gesichtsfarbe stand sein Kompagnon Jason Williamson am Mikro. Und der verausgabte sich deutlich mehr: sein Sprechgesang ist eine einzige Tirade, ein zum Schandmaul mutierter Stinkefinger, der klingt, als hätte Mike Skinner unfreiwillig ein paar Nächte in einer Mülltonne verbracht. Dass er hauptamtlich Steuersachbearbeiter beim Finanzamt ist, passt in das Bild von Tristesse, das er in seinen Texten zeichnet. Aber: die Songs des Duos haben einen eingängigen Groove, markante Basslinien und ein gehöriges Ohrwurmpotential. Kurzum: ein Sleaford Mods-Auftritt bringt einen Heidenspaß für alle, die vom Glauben abgefallen sind. Anlässlich des neuen Albums „Divide and Exit“ kommen die Sleaford Mods wieder auf Tour: be there! But not too late.